Sonntag, 29. Januar 2012

Wort der Woche - Eintopf

Hier mein Beitrag zum Wort der Woche "Eintopf":


Ein großer, dunkler, weitläufiger Raum. Die Wände sind gräulich – schwarz. An der hintersten erkenne ich einen altmodischen Herd, um den viele Gestalten laufen. Mal hektisch, mal gelassen. Es duftet nach… Eintopf. Mir grummelt der Magen, also laufe ich auf den Herd zu. Nun bemerke ich, dass diese Gestalten in schwarze Roben gehüllt sind. Es könnten genauso gut Kobolde sein, ich würde es nicht erkennen. Sie scheinen mich überhaupt nicht zu bemerken. Mein Magen ruft nun immer lauter nach Arbeit, daher lasse ich die Roben links liegen.
Hier wird wirklich Eintopf gekocht. Sehr viel sogar. Auf dem riesigen Herd stehen viele verschiedene Töpfe: kleine, große, bunte, welche mit Mustern, alte und neue. Gerade wirft eine der Roben ein paar Gewürze in einen Topf. Es riecht unfassbar gut! Aber – hatte dieses Gewürz gerade Gerufen? Jetzt fiel mir erst der allgemeine Lärm auf. Aus jedem Topf kam Gezeter und Gebrüll. Was zum - ?
Ich ging noch näher heran und lugte in einen Topf. Schnell schlug ich mir die Hand auf den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Das waren keine gewöhnlichen Eintöpfe. Hier wurden Menschen verkocht.
Jetzt erst fiel mein Blick auf Schilder an den Töpfen: „Nerds“, „Punks“, Versager“, „Social Queens and Kings“. Was war hier los?
Plötzlich packte mich ein Schauer an der Schulter. Ich drehte mich entsetzt um und sah eine der Roben direkt vor mir. Sie schnüffelte an mir, hob meine Arme in die Luft, musterte mich von bis unten. Ich versuchte einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen. Doch dort war keines. Nur Dunkelheit.
Sie stieß mich zu einer anderen Robe, die mich ebenfalls beschnüffelte. Mit rasselnder Stimme raunte sie: „Loser!“. Als sie nach einem Beil griff, riss ich mich los und rannte so schnell wie ich nur konnte. Bei einem prüfenden Blick, ob ich verfolgt wurde, las ich einen Satz an der Wand über dem Herd:


„Jedem das Seine!“


Mit einem Ruck wachte ich auf. Hier waren keine dunklen Roben, kein Herd, keine schwarzen Wände. Nur mein Zimmer. Erleichtert stellte ich fest, dass es nur ein Traum gewesen war. Oder?






Mir ist durchaus bewusst, dass der Spruch "Jedem das Seine" über einem Eingang zu einem KZ während des Nationalsozialismusses zu lesen war. Es ist sehr hart formoliert, aber beim Verfassen des Textes war ich so wütend, weil mir dieses "Schubladendenken" (hier jetzt "Topfdenken") mal wieder wirklich bewusst wurde. Man trifft jemanden und steckt ihn sofort in irgendein Klischee. Schwarze Klamotten? Gothic! Keine angesagten Klamotten? Nerd oder Loser oder beides! Ich merke dieses "Filzen" schonn bei mir selbst und es widert mich an. Ich wollte mir für dieses Jahr eigentlich kine Vorsätze machen, aber den geb ich mir jetzt trotzdem: Keine Vorurteile!
Ich möchte diesen Post aber auch nicht so wütend beenden, denn es gibt auch Gegenbeispiele: Ein Freund von mir hat lange Haare, zerwaschene, schwarze Hosen und trägt eigentlich bloß Bandshirts/-pullis von Bands wie den Apokalyptischen Reitern oder Schandmaul. Jetzt könnte man denken, dass er der absolute Außenseiter ist, da auch noch hinzu kommt, dass er schon son kleiner Nerd ist. Aber er wird in unserer Stufe voll und ganz akzeptiert. Klar gibt es immer jemanden, den man nicht mag, das wäre auch verdammt seltsam, wenn nicht. Aber er ist eben kein Loser und Außenseiter. Das rettet mir meine Laune bei solchen Gedanken immer ein bisschen ;)
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag :)

3 Kommentare:

  1. ich wusste gar nicht, dass diese worte über einem kz schweben? gut zu wissen. aber ich denke, wir dürfen die worte dennoch benutzen, ohne dafür verurteilt zu werden. jedem das seine kann man schließlich auch anders interpretieren. aber dadurch, dass du das kz erwähnt hast, hast du deiner geschichte noch mal zusätzliche düsternis verliehen. ich fand den text sehr gut. früher war ich auch gegen schubladen. ich wollte immer vorurteilsfrei sein. aber dann gab es erlebnisse, die mir gezeigt haben, dass manche etikettierungen gut sind. nämlich dann, wenn dir dein gefühl sagt, dass du manchen leuten lieber aus dem weg gehst. ich will nun nicht sagen, dass ich eine nerd-tussi-etc-schubladen-ansicht gut finde. bloß eine ordnung à la: pass-auf-vor-diesen-menschen-und-geh-ihnen-vl-besser-aus-dem-weg & dieser-mensch-wirkt-nett-versuch-ihn-kennen-zu-lernen. klar, manchmal wirkt die erste gruppe auf den zweiten blick doch ganz nett. aber oft eben nicht. dein gefühl kommt aus dem unterbewussten, und dein unterbewusstes weiß schon, warum du diesen leuten besser aus dem weg gehst, weil es dich einfach besser kennt, als du dich selbst :) klingt das doof?

    ja, ich will auch ohne vorurteile sein. ich nehme mir den vorsatz auch vor. aber will auch mehr auf mein gefühl hören. (ein dozent hat mir letztens als antwort auf eine arbeit geantwortet, dass er es gut finden würde, wenn ich tatsächlich mehr auf meine gefühle hören würde).

    boa, ich laber mal wieder... war es wenigstens verständlich und net unhöflich? ich hoffe.

    alles liebe :)

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  2. Schöne Blog hast du da ! ;)
    Werde Dich mal verfolgen !
    Vielleicht hast du ja auch einmal Lust bei mir vorbei
    zu schauen ! ;)

    tooothetop.blogspot.com/

    Liebe Grüße

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  3. hallöchen!

    mir wurde (leider bzw. gott sei dank) kommentiert, dass "das böse in uns" der letzte teil einer triologie ist. hab ich nicht gewusst. jetzt muss ich erst mal 1. mir erlauben mir noch zwei bücher zu kaufen 2. dazu kommen, die bücher zu kaufen 3. die bücher lesen. - dann werd ich natürlich berichten :D

    bei dvds gehts mir auch so. hab vor etwas über einem jahr angefangen, dvds via ebay zu kaufen und es hat sich eine regelrechte sammelsucht entwickelt. aber ich fand es einfach so nervig, filme die ich mag, nicht daheim zu haben... ;o)

    alles liebe!

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