Sonntag, 8. Januar 2012

Wort der Woche - Dreck

Hier mein Beitrag zum Wort der Woche bei Mimi:

Dreckige Kunst

„Und das soll Kunst sein?“, fragte Rina abschätzig.
„Ja! Meine Kunst!“, gab Mira bissig zurück.
Rina schien immer noch nicht überzeugt.
„Aber… das ist Dreck?!“ Sie sah sich den Berg aus Ästen, Laub, Erde und Schlamm an. Was sollte daran Kunst sein? Jeder konnte durch den Wald schlendern und alles aus dem Unterholz klauben.
„Das ist ein Sinnbild unserer Gesellschaft. Habe ich doch gesagt!“, seufzte Mira, „das kann doch nicht so schwierig sein… Alle hocken aufeinander, pieken sich, berühren einander und ergeben doch nur einen Haufen, der sich um nichts schert.“
„Aber… Ich bin keine Handvoll Schlamm!“, lachte Rina.
Mira gab es auf. Ihre Schwester hatte einfach keine Fantasie.
„Ich meine die Gesellschaft kann doch auch gut sein… Suppenküchen, Hilfsorganisationen und so.“ Nun wurde Rina doch noch ernst.
„Ja, aber die sind ja nicht ohne Grund nötig. Würden wir unsere wirtschaftlichen Interessen mal ausblenden, könnten wir den ärmeren Ländern viel besser helfen.“
„Was bringt es, wenn ihnen Dörfer, Sanitäre Anlagen und Schulen bauen und sie damit abhängig machen? Dann haben sie vielleicht eine bessere Lebenslage, aber für sich selber sorgen können sie immer noch nicht.“
„Davon rede ich gar nicht. Man muss solche Dinge mit den Leuten zusammen aufbauen. Hilfe zur …“
„Selbsthilfe, ja, ja. Diese Floskeln sind ja schön und gut, aber was bringt das? Du bist viel zu utopisch. Setz‘ deine rosarote Brille ab, Mira! Die Menschen sind egoistisch. Schon von Natur aus. Der stärkere überlebt. Das ist im Überlebensinstinkt festgelegt.“
„Aber wir nennen uns doch immer „die Krone der Schöpfung“. Dann sollten wir uns schon so benehmen und uns als Gesellschaft sehen, eine Menschheit, eine Familie!“
„Du solltest Predigerin werden. Das was du da sagst, klingt ganz toll und wäre super: Jeder passt auf jeden auf, alle haben sich lieb, es gibt keine Armut mehr, aber das ist absolut utopisch. Da hilft auch deine… Skulptur nichts.“
„Damit drücke ich mich selbst aus! Und das was ich sehe. DU mit deiner Herzlosigkeit passt da genau hinein!“
„Ich bin nicht herzlos, sondern realistisch!“
„Herzlos!“
„Realistin! … Das führt doch zu nichts! Geh‘ doch in die Welt hinaus und verbessere sie! Geh‘ und schaff den Krieg ab. Ich gebe‘ dir zwei Wochen!“
„Pff, ich bin doch nicht alleine! Es gibt genügend Menschen, die so denken wie ich! Ich gründe später meine eigene Hilfsorganisation!“
„Ich dachte, die Menschen sind eine Familie? Wozu braucht man da so endlos viele Organisationen, die doch alle das gleiche wollen?“
„…“
„Weil die Menschen unterschiedliche Vorstellungen haben, was Glück ist… oder Dreck, wie hier. Das da ist keine Kunst. Das ist ein Haufen Dreck, Schlamm, Schmutz! Aber es ist deine Vorstellung. Genauso wie es meine ist, dass die Menschen egoistisch sind. Wenn du von einer Familie der Menschen sprichst, musst du auch andere Meinungen zulassen, Schwesterherz.“
„… Aber das ist kein Dreck!“


Ich hab das ganze bloß schnell runter geschrieben, wusste am Anfang noch nicht so recht, was es werden wird und vielleicht wird der Text auch noch etwas erweitert :)

3 Kommentare:

  1. leider bin ich gerade etwas in zeitnot, daher ganz schnell ohne zu denken und ohne sinnvolle antwort:

    super! ich werds mir in den nächsten tagen nochmal genauer durchlesen und drüber senieren, aber ich mag die art und weise wie du dreck eingebaut hast :)

    *freu*

    alles liebe!

    (die filmliste lese ich dann auch in den nächsten tagen)

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  2. vielen lieben dank :D

    ja, ich hoffe, ich bin morgen rechtzeitig daheim und mein freund lässt sich überreden, das anzugucken :D

    alles liebe!

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  3. Mir hat der Dialog gefallen. Er ist dynamisch. Zwei Meinungen prallen aufeinander und erschaffen einen Konflikt, die Grundsubstanz für eine Story.
    Der Charakter der beiden Schwestern kommt durch ihre Wortwahl gut zum Vorschein. Die eine Realistin, die andere verträumt und naiv.

    Was mir ein wenig fehlt, ist eine kurz angerissene Vorgeschichte. Die beiden stehen da und unterhalten sich über diesen Dreck, der für die eine Schwester Kunst darstellt.
    Wieso hat sie diese Kunst "gebaut"? Was war der Anlass? Eine spontane Reaktion? Ein Wettkampf, wer der kreativere von beiden sei? Langeweile? Die Herausforderung, die Gesellschaft nur mit Hilfe der Natur darzustellen?

    Ein Glück hast du auf Infodump verzichtet. Dadurch liest sich der Text flüssig und schnell.

    Eine Lösung wird für das Problem nicht gefunden. Sehr realistisch. Zum Glück verzichtest du hier auf lange Reden, wie man die Welt zu einem Paradies machen könnte. Die Meinungsverschiedenheit zeigt diese komplexe Frage deutlich auf.

    Wie das ganze weitergehen könnte...
    Die Schwester könnte die Kunst der anderen zerstören, draufstampfen, um damit noch mehr Konfliktpotential zu erzeugen. Gibt viele Möglichkeiten.

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